Gemeinwohl Ökonomie

GWÖ Matrix 5.0

Angeregt durch eine Veranstaltung zum Thema „Gemeinwohl-Ökonomie – Wirtschaften für ein gutes Leben“ der ev. Kirchengemeinde Wiesenbach am vergangenen Montag beschäftigten wir uns in unserer Sitzung am 11.11.2021 des Ortsvereins Bündnis 90 – Die Grünen Wiesenbach mit diesem Thema.

Was ist nun Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ)?

„Gemeinwohl-Ökonomie“ bezeichnet ein Wirtschaftssystem, das auf gemeinwohl-fördernden Werten aufgebaut ist. Sie ist ein Veränderungshebel auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene“ (siehe:  https://web.ecogood.org/de/idee-vision) Bei der GWÖ geht es also um den Menschen und die Umwelt und nicht in erster Linie um den Profit! Stehen wir doch heute vor so vielen Problemen (Klimakrise, Nachhaltigkeit, Ausbeutung der Natur, Pandemie, Wohnungsproblematik, Flüchtlingsströme, Fachkräftemangel, Zunahme der psychischen Erkrankungen im Arbeitsumfeld…) in unserer Welt und orientieren uns in unserem Handeln ( in unserer Arbeitswelt, in unserem politischen Handeln, in unserem gesellschaftlichen Handeln…) auf den Werten wie Gewinnmaximierung, Wachstum, Kosteneinsparungen, Geldzuwachs, Geld-Bilanzen… und tun uns auch im privaten Bereich schwer mögliche Werte-Veränderungen in unserem Handeln zuzulassen. Die von der GWÖ angestrebten Reformen sollen in demokratischen Prozessen entwickelt und in Verfassungen/Gesetzen verankert werden. Die Gemeinwohl-Ökonomie Bewegung gibt es seit 2010 und hat sich in über 30 Staaten ausgebreitet. Es gibt über 200 Regionalgruppen und auf europäischer Ebene hat sich der Wirtschafts- und Sozialausschuss der EU für diese Bewegung stark gemacht und dafür ausgesprochen die Ziele/Werte der GWÖ in das Recht ihrer Mitgliedsstaaten einzubauen.

Was sind die Ziele der Gemeinwohl-Ökonomie?

Die GWÖ hat die Etablierung einer ethischen, ökologisch nachhaltigen und sozial gerechten, globalen Wirtschaftsordnung zum Ziel. Ihr liegt ein ganzheitlicher und wertebasierter Ansatz zugrunde. Die Werte sind: Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit sowie Mitbestimmung und Transparenz. Das Wohl von Menschen und Umwelt (Gemeinwohl), also ein gutes Leben für alle, wird zum obersten Ziel des Wirtschaftens (siehe: https://web.ecogood.org/de).

Wie funktioniert die Gemeinwohl-Ökonomie?

Die Unternehmen, Kommunen erstellen jährlich eine Gemeinwohl-Bilanz. Zur Messung suchen Unternehmen, Kommunen, Verbände, Gemeinden, Bildungseinrichtungen… inwieweit sie die vier Werte in ihrem Handeln berücksichtigen. Diese Werte werden dann zu ihren Berührungsgruppen wie Lieferant*innen, Geldgeber*innen, Mitarbeiter*innen, Kund*innen, Gesellschaftliches Umfeld in Beziehung gesetzt. Achte ich z.B. beim Einkauf auf die Menschenwürde (Wert) in der Zulieferkette (Lieferant). Je besser der Einsatz für das Gemeinwohl um so mehr Punkte bekommt das Unternehmen für sein Handeln. Pro Feld z.B. Menschenwürde in Bezug zu Mitarbeitende „Menschenwürde am Arbeitsplatz) kann das Unternehmen 50 Punkte bekommen, bei 20 Feldern, also insgesamt 1000 Punkte. Diese Bilanz wird öffentlich gemacht. Alle Produkte erhalten ein Gemeinwohl-Label mit der Punktzahl (…bewusste Kaufentscheidung) und das Ziel von GWÖ ist, dass Unternehmen mit hoher Punktzahl wirtschaftliche Vorteile (Steuererleichterungen, günstige Einkäufe, …) erhalten.
Es gibt über 500 bilanzierte Unternehmen, 60 aktive Kommunen sowie 200 engagierte Hochschulen (Stand 06/2020) und viele Regionalgruppen. Wenn Sie mehr erfahren möchten oder sich selbst (als Privatperson, als Unternehmen, als Kommune , als Verein…)beteiligen möchten – wenden Sie sich an www.ecogood.org/de/rhein-neckar/  oder Herrn Joachim Langer (Koordinator der Regionalgruppe).

Es war für uns im OV Wiesenbach eine spannende Diskussion an diesem Abend. Finden wir doch in diesem Modell viele unserer handlungsunterstützende Werte wieder. Sicher lohnt es, sich damit noch vertiefender zu beschäftigen. <B. Hofmann>

Verwandte Artikel