15.000 Bio-Legehennen –
Tierleid auch bei Biohaltung!

Der Bauantrag für eine riesige Bio-Legehennenanlage in Langenzell hat viele Diskussionen in unserem Ort in Gang gebracht. Wir, einige Mitglieder von Bündnis90/Die Grünen, meinen, dass jetzt eine Gelegenheit ist, einmal über diese wunderbaren Tiere und ihre Haltungsbedingungen, auch in einer Bio-Haltung nachzudecken und zu informieren.
Ein artgerechtes Zuhause
Hühner sind Lebewesen! Sie sind intelligente, hochsoziale Vögel, neugierig und lernfähig. Sie haben individuelle Charaktere und sie erkennen einander, insbesondere die Mütter ihren Nachwuchs.
Sie leben gerne in Gruppen von 5 bis 20 Hennen mit einem Hahn zusammen. In Freiheit verbringen sie ihre Zeit überwiegend mit dem Suchen nach Nahrung durch Scharren und Picken. Sie fressen vieles: Samen und Beeren, aber auch Würmer und Insekten. Der leitende Hahn überwacht das Revier seiner Gruppe und warnt vor Angriffen, z.B. durch Raubvögel. Er verteidigt seine Hennen bei Gefahr und weist sie auf lohnende Nahrungsplätze hin. Dabei lässt der Hahn häufig erst seine Hennen fressen, bevor er sich selbst bedient.

Haltungsbedingungen in der Eierindustrie

In der heutigen Hennenhaltung hat das Eierlegen leider nichts mehr mit der Fortpflanzung von Hühnern zu tun, sondern dient alleine der massenhaften Produktion von Eiern für den menschlichen Verzehr!
In Deutschland werden ca. 42 Millionen Hühner zur Eierproduktion gehalten. Davon 12 % (Stand 2020) in ökologischer Haltung. Leider unterscheidet sich diese kaum in ihren Auflagen von konventioneller Haltung, – nicht für lebenswerte artgerechte Bedingungen der Tiere wird gesorgt, sondern eher dafür, dem Verbraucher ein scheinbar „sauberes“ Lebensmittel anzubieten.

Auch Bio-Hennen werden in Zuchtfabriken als „Massenware“ in künstlicher Brut erzeugt und die männlichen Küken werden direkt nach dem Schlupf getötet.
Wenn die Hennen im Alter von einigen Wochen ausgeliefert werden, landen sie nach einem anstrengen Transport in Ställen mit maximal 3.000 Hennen. Jede Henne hat dabei einen Anspruch auf eine Stallfläche von 50 cm x 33,3 cm (das ist kleiner als 2 DIN A 4 Blätter!), also 6 Hennen pro qm. Bei konventioneller Boden-/Freilandhaltung dürfen 9 Hennen pro qm gehalten werden. Zudem dürfen die Sitzplätze auf erhöht angebrachten Gitteregalen zur Fläche dazu gezählt werden, so dass in der Realität die Enge im Stall noch sehr viel größer ist.
Durch diese Gruppengröße zeigen viele Tiere, die ja ohnehin nicht natürlich sozialisiert sind, schwere Verhaltensstörungen wie Federpicken und Kannibalismus und fügen sich gravierende Verletzungen zu.
Andere Verletzungen entstehen dadurch, dass zwei Drittel der Bodenfläche aus Gittern aus Plastik oder Holz bestehen dürfen, die ungeeignet für die Füße der Hühner sind.
Der Freilaufbereich soll mindestens 4 qm pro Tier umfassen, ist im Idealfall überwachsen und verfügt über Unterschlupfmöglichkeiten. Fehlen diese, so wird der Auslauf von den Tieren aus Angst vor Greifvögeln kaum genutzt. Stattdessen bleiben sie auf einer kleinen Fläche in Stallnähe, da sie sich nicht auf die Freifläche trauen. Je größer die Gruppe ist, desto weniger Tiere laufen die weiten Strecken bis zu einem noch nicht von Hennen besetzten Bereich. Zudem muss der Zugang zu Freiland nur während eines Drittels der Lebenszeit des Huhnes bestehen, also ca. 4 bis 6 Monate lang!
Durch die Überzüchtung auf maximale Legeleistung sind die Hennen anfällig für Krankheiten. Bis zu 18% der Hühner sterben durch Krankheiten und Verletzungen während einer Legeperiode.
Die Hennen werden, u.a. durch künstliches Licht, gezwungen möglichst viele und möglichst große Eier zu legen (XL-Eier sind eine besonders perfide Art der Tierquälerei!). Oft leiden sie unter Krankheiten, Missbildungen und Entzündungen des Legeapparates.
Wenn die Legeleistung der ausgemergelten und erschöpften Tiere im Alter von 15 bis 18 Monaten nachlässt werden alle Hennen „ausgestallt“!
Wie Abfall werden die Hennen im Akkord, ohne Rücksicht auf brechende Beine, Wirbelsäulen oder Flügel aus den Ställen geholt, abtransportiert und für wenige Cent pro Huhn verkauft und geschlachtet. Das Fleisch landet überwiegend in Tierfutter, wird als Billigfleisch auf den afrikanischen Markt exportiert, zu Brühwürfeln verarbeitet oder einfach entsorgt.

Wir Verbraucher können etwas tun

Diese Tatsachen werden gegenüber den Käufern von Bioeiern natürlich möglichst verschleiert. Auf den Verpackungen der Eier sind gesunde Tiere auf grünen Wiesen abgebildet. Der Verbraucher soll ein „gutes Gefühl“ beim Kauf der Eier haben.
Wer wirklich ein gutes Gefühl haben möchte, der sollte über alternative Wege nachdenken. Vielleicht kann der ein oder andere selbst Hühner im Garten halten? Informationen über gute Hühnerhaltung gibt es z.B. bei www.rettetdashuhn.de, einem Verein, der „ausgediente“ Legehennen rettet aber auch für Aufklärung und Information sorgt.
Eine andere Möglichkeit sind Hühnerpatenschaften bei Kleintierzuchtvereinen oder tierlieben privaten Hühnerhaltern, die Hühner vor Ort in artgerechten kleinen Gruppen und bis zu einem natürlichen Tod leben lassen.
Hühner sind anrührende Lebewesen. Kinder können diese Tiere beobachten und lernen, Achtung und Respekt vor Lebewesen zu empfinden, denen wir etwas Wertvolles wegnehmen um es selbst zu essen.
Wir alle sollten darauf verzichten, Eier in Supermärkten zu kaufen. Wir können pflanzliche Alternativprodukte zum Kochen und Backen benützen und uns ein Ei als seltenen und besonderen Genuss von einem Huhn gönnen, das ein WIRKLICH GUTES LEBEN hat!

Angaben von den Internetseiten des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: www.lbv-bw.de
und der Albert-Schweitzer-Stiftung: albert-schweitzer-stiftung.de
und von www.rettetdashuhn.de

Conny Brandt und Helga Schubert-Kopp

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