7. Nov. 2019
Zwei Tage vor dem 30sten Jahrestag des Mauerfalls in Berlin am 9.November 1989 erinnerten wir uns in einer nachdenklich machenden Veranstaltung an die dramatischen Ereignisse die zum Ende der DDR geführt haben. Katharina Hinz, Kunsthistorikerin und Paramentikerin gebürtig in Halberstadt (Sachsen Anhalt), nahm uns mit in die Ereignisse rund um Halberstadt und Magdeburg, den beiden Städten, in denen Sie damals lebte. Sie war, wie auch Ihre Eltern, engagiert im Neuen Forum und in den Treffen in und um die Martinikirche in Halberstadt.
In vielen Orten der damaligen DDR sammelten sich nach den „manipulierten“ Kommunalwahlen Anfang 1989 Menschen um gemeinsam zu beten, sich auszutauschen und zunächst inneren, dann zunehmend auch sichtbaren Widerstand gegen die herrschende Regierung der DDR auszuüben. Über viele einzelne kleine und große Ereignisse, die erzählend von Katharina Hinz für kurze Momente auch für uns spürbar wurden, hatten wir die Chance uns ein bisschen einzufühlen in die Ängste der beteiligten Menschen an den Treffen der Bürgerbewegungen vor möglichen Repressalien, Willkür und Gewalt durch die damaligen Herrschenden in der DDR. Menschen die groß geworden sind in einer Umgebung zumeist ohne offene, wertfreie Dialoge, denen die Richtung der politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen meist vorgegeben wurden und Reglementierungen bis hinein in die Familien an der Tagesordnung waren – diese Menschen haben es geschafft sich gemeinsam auf den Weg zu machen und das, was wir heute „friedliche Revolution“ nennen in Gange zu setzen. Noch im November 1989 auf den vielen Montagsdemonstrationen war nicht klar, ob das Militär, welches in großer Zahl in jeder Nebenstraße stand, schießen würde. Tausende von Menschen waren in den Wochen zuvor eingesperrt worden, weil sie auf der Straße aufgegriffen wurden. Auf der Seite des Militärs dienten Väter (weil sie oft dazu gezwungen wurden!) und sollten evtl. auf Ihre Kinder schießen, die an den Montagsdemos mitmarschierten. Eine absurde und menschenverachtende Situation!
Umso wichtiger ist es sich dieser Ereignisse zu erinnern und gemeinsam zu lernen weiterhin Probleme gewaltfrei, unter Achtung der Werte des anderen Menschen zu lösen. Denn Probleme, andere Meinungen, politische Auseinandersetzungen, Diskussionen gehören zu unserem gesellschaftlichen Miteinander!
Als im Jahre 2014 eine 9m hohe Stele (gebaut nach einem Entwurf von Katharina Hinz) an der Nordseite der Martinikirche in Halberstadt als Denkort Martini eingeweiht wurde, sagte Prof. Dr. Jens Reich (einer der führenden Mitstreiter im Neuen Forum) zu den Ereignissen des Herbstes 1989 und der friedlichen Wende: „es ist wichtig sich den Geist mündiger Bürger und Demokraten zu bewahren“. Dieser Abend mit Katharina Hinz, zwei Tage vor dem 30sten Jahrestags des Mauerfalls war in diesem Sinne deutlich mehr, als eine Aneinanderreihung von historischen Ereignissen der Zeit um 1989. Es war der Versuch Verstehen zu erzeugen – es ist an ganz vielen Stellen gelungen. [B. Hofmann]
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